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DHI Paris

Eva Seemann

Damit beschäftige ich mich:

Ich bin Historikerin mit einem Schwerpunkt auf der europäischen Geschichte der Frühen Neuzeit in ihren lokalen wie globalen Bezügen. Mich interessieren Prozesse von Macht und Herrschaft, aber auch ihre Wechselwirkungen mit der Körper- und Geschlechtergeschichte. In meinem aktuellen Forschungsprojekt untersuche ich Programme der Heiratsmigration zur Ansiedlung von Frauen in den französischen Atlantikkolonien im 17. und 18. Jahrhundert. Dabei fasziniert mich, wie staatliche Eliten über die Körper ihrer Untertanen verfügten und diese bewerteten.

Was reizt mich an meinem Forschungsfeld?

Mich beschäftigen Themen, die ethische Grauzonen berühren und Fragen nach gesellschaftlicher Ungleichheit und Teilhabe aufwerfen. Besonders am Herzen liegt mir die Beschäftigung mit den Vergessenen der Geschichte, gesellschaftlichen Minderheiten und Randgruppen. Diese Personen sichtbar zu machen und ihnen eine Stimme zu geben, wirft neue Perspektiven auf altbekannte Erzählungen auf und trägt dazu bei, unser Geschichtsbild zu erweitern.

Was ist die größte Herausforderung meiner Forschung?

Archive und überlieferte Quellenbestände spiegeln in der Regel die Sicht der Herrschenden und Mächtigen wider. Um die Stimmen von Frauen, Minderheiten und Randgruppen in diesen Beständen sicht- bzw. hörbar zu machen, müssen bekannte Quellen „gegen den Strich“ gelesen und bisher unbekanntes Material erschlossen werden. Das ist nicht selten mit methodischen Herausforderungen verbunden, bringt aber oft auch spannende neue Funde hervor.

Institutionelle Zuordnung und Aufgabe:

Dr. Eva Seemann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Post-Doc) am Deutschen Historischen Institut Paris.

Beiträge aus dem Themenportal

Bräute für die Kolonien: Heiratsmigration in die französischen Atlantikkolonien des 17. und 18. Jahrhunderts

Zu Beginn der Kolonisierung standen die französischen Atlantikkolonien vor einem großen Problem: Aufgrund des eklatanten „Frauenmangels“ ließen sich zu wenige Siedler dauerhaft in den neu eroberten Gebieten nieder. Eva Seemann untersucht am Deutschen Historischen Institut Paris, wie die französische Krone dieser Entwicklung mit Heiratsprogrammen entgegenwirken wollte. Wie wurden die Anwerbung und der Transport von Frauen und Mädchen organisiert? Und welche Motive steckten hinter der staatlichen Bevölkerungspolitik?