Stellungnahme der Max Weber Stiftung zur Listung des Deutschen Historischen Instituts Moskau als „unerwünschte Organisation“ in Russland

Das Justizministerium der Russischen Föderation hat das Deutsche Historische Institut (DHI) Moskau auf die Liste ausländischer Einrichtungen gesetzt, deren Tätigkeit in Russland als „unerwünscht“ gilt. Diese Nachricht trifft die Max Weber Stiftung nicht unvorbereitet.

Mit Bedauern und Besorgnis nehmen wir zur Kenntnis, dass das DHI Moskau fortan in Russland als „unerwünschte Organisation“ gilt. Diese Entscheidung stellt einen schweren Schlag gegen die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit dar. Sie war im Zuge der politischen Entwicklung in Russland vorhersehbar.

Das DHI Moskau war seit seiner Gründung im Jahr 2005 ein Ort des internationalen offenen wissenschaftlichen Austauschs und der Forschung. Es hat mit seinen Stipendien mehrere hundert Nachwuchswissenschaftler*innen in Russland gefördert. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die gesamte Ukraine hat das Institut seine Stipendienprogramme, seine institutionellen Kooperationen mit staatlichen russischen Einrichtungen und die Veranstaltungstätigkeit eingestellt, lediglich zentrale Dienstleistungen wie die Bibliothek wurden fortgeführt. Damit war die Hoffnung verbunden, die letzten Kanäle zwischen russischen und deutschen Wissenschaftler*innen vor Ort zu bewahren. Parallel dazu baute die MWS in Osteuropa ein dezentrales Netzwerk auf, wo in Tbilissi/Georgien, Vilnius/Litauen und ab Herbst in Helsinki/Finnland die Osteuropa- und Russland-Kompetenz aufrechterhalten bleiben soll. Das Max Weber Netzwerk Osteuropa schafft so Möglichkeiten für Wissenschaftler*innen, weiterhin frei und unabhängig zur russischen bzw. sowjetischen Geschichte forschen zu können.